Wissenswertes

Fragwürdige Gewinne aus der Steckdose

Die ab Januar 2011 geplanten Strompreiserhöhungen werden den Energieversorgern laut einer Studie zu massiven Zusatzgewinnen verhelfen. Die von der Bundestagsfraktion der Grünen in Auftrag gegebene Untersuchung komme zu dem Schluss, dass die Energiebranche mit ungerechtfertigten Zusatzeinnahmen von zwei Milliarden Euro rechnen könne, berichteten die "Leipziger Volkszeitung", die "Saarbrücker Zeitung" und das "Hamburger Abendblatt".

Mehr als 500 Versorgungsunternehmen hatten für den Jahreswechsel Anhebungen der Strompreise um mindestens sieben Prozent angekündigt. Zur Begründung verwiesen sie in der Regel auf die Umlage für Erneuerbare Energien (EEG-Umlage), die um etwa 1,5 Cent pro Kilowattstunde steigt. Diese Argumentation ist der Studie zufolge aber "nicht nachvollziebar". Tatsächlich seien für die Versorger die Einkaufskosten für Strom seit Herbst 2008 um 30 bis 40 Prozent gesunken. Es bestehe "ein bislang nicht weitergegebenes, erhebliches Preissenkungspotenzial" für die Energiewirtschaft.

"Gesunkene Beschaffungskosten werden nicht weitergegeben"
"Hier wird ein Vorwand genutzt, um ungerechtfertigte Preiserhöhungen zu kaschieren", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, der "Leipziger Volkszeitung". Gesunkene Beschaffungskosten würden nicht an die Kunden weitergegeben.

"Die Versorger erhöhen vielfach die Preise, um ihre Gewinne zu steigern", sagte Grünen-Energieexpertin Ingrid Nestle der "Saarbrücker Zeitung". Das Gutachten des Energiewirtschaftlers Gunnar Harms, der auch stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher ist, komme zu dem Ergebnis, dass die vier großen Versorgungsunternehmen Eon, RWE, Vattenfall und EnBW bereits im laufenden Jahr mit Rekord-erträgen rechnen könnten. "Ihr gesamter Jahresgewinn dürfte bei rund 30 Milliarden Euro liegen", heißt es in der Studie.

Bundesnetzagentur hält Argumente der Konzerne für fragwürdig
Am 27.12.2010 hatte bereits die Bundesnetzagentur darauf verwiesen, dass etwa die Preise an der Strombörse in den vergangenen zwei Jahren deutlich gesunken seien. Endkunden müssten aber dennoch immer mehr bezahlen. Behördenchef Matthias Kurth hatte zugleich erklärt, dass die Argumentation der Konzerne, die Preiserhöhungen zum Jahreswechsel mit der EEG-Umlage zu rechtfertigen, nur zum Teil richtig sei.


Erlöse der Stromanbieter stiegen 2009 kräftig
Schon 2009 steigerten die Unternehmen ihre Erlöse aus dem Stromverkauf deutlich. Pro Kilowattstunde zahlten Tarifkunden, also Haushalte und Kleinstverbraucher, durchschnittlich 17,75 Cent und damit 7,3 Prozent mehr als im Jahr davor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Sondervertragskunden mit höheren Abnahmemengen, also vor allem Unternehmen, mussten zum ersten Mal mehr als zehn Cent je Kilowattstunde bezahlen: Der Durchschnittserlös lag bei 10,49 Cent je Kilowattstunde und damit 15,8 Prozent über dem Wert von 2008.

"Sind die Strompreiserhöhungen zum Januar 2011 nachvollziehbar?"   |  Kurzgutachten im PDF Format

Zurück zur Übersicht ]